Farbholzschnitte zu eigenen Gedichten
Ausgangspunkt für einen Farbholzschnitt sind eine exakte Zeichnung und eine Farbskizze. Die Zeichnung dient zum Durchpausen für mehrere Druckplatten und wird auf Transparentpapier gezeichnet.
Für jede Farbe rechnet man zunächst eine Druckplatte. Beim Übereinanderdrucken ergeben sie den fertigen Farbdruck. Ich verwende gern Sperrholz. was ich beidseitig nutzen kann. Ich drucke alles mit der Hand, d.h., ich reibe den Druck mit dem Falzbein ab, anstatt eine Druckpresse zu benutzen. Von jedem Farbdruck mache ich 10 Drucke.
Der Entwurf muss spiegelverkehrt auf die Druckplatte gebracht werden, damit nach dem Druck wieder alles richtigherum erscheint. Besonders bei eingearbeiteter Schrift
ist das unumgänglich.
In den Holzschnitten zu eigenen Gedichten sind schwarz- weiß- graue Drucke mit Text. Dort habe ich mit der dunkelsten Farbe begonnen und ehe ich die helleren Farben gedruckt habe, immer die dunklen Teile ausgeschnitten., dann wieder geschnitten, gedruckt, bis zur hellsten Farbe. Das nennt man verlorene Form. Diese Druckplatten lassen sich kein zweites Mal drucken. Es bleibt die eine Auflage von 10 Blättern. Auch bei den farbigen Blätter verwende ich verlorene Form. Die selbe Platte sorgt für Passgenauigkeit und behält die eigene Holzstruktur bei.
Gedruckt wird mit Hilfe von Passmarken je drei Ecken für die Platte und drei Ecken für das Druckpapier. Wenn man beides immer exakt in die Anlage legt, erst die mit Farbe eingewalzte Platte, dann das Papier, erhält man einen sauberen Druck.
Kleine Abweichungen verstärken den Druckcharakter und lassen sich nicht immer vermeiden.
Die Gedichte widmen sich häufig Alltagsgegenständen, deren Bedeutung in einen besonderen Zusammenhang gebracht, eine philosophische Erkenntnis folgt, zum Bsp. „Die Kaffemühlen“, „Grüne Kapsel“, „Die Muschel“ oder „Die Tasche“. In diesen wurde die verlorene Form konsequent angewendet. Meistens gibt es eine Platte in Blau- und Grüntönen, die immer weiter reduziert die feineren Farbnuancen ausspielt und eine Platte für Rot- und Gelbvarianten. Die Farbverwandtschaft ermöglicht beim Übereinanderdrucken Mischtöne, wie Gelb und Rot zu Orange.
Die Textstellen sind bei manchen Blättern mit einer dunklen Farbe auf hellen Grund gedruckt, bei anderen stehen sie hell vor dunklem Grund. In dem Druck „Die Muschel“ wechselt die Schrift von hell nach dunkel jeweils mit dem Untergrund.
Im Blatt „Ameisenhaufen“ erzeugen Schrift, Struktur und die Tiere ein Kribbeln und suggerieren das Gewimmel vieler Ameisen, die in Wahrheit nur sparsam sichtbar sind. Der Rhytmus der Textzeilen begleitet die Abläufe von oben nach unten und nach Verklingen der letzten Zeile kann man erneut wieder oben anfangen zu lesen. So wird ein Spiel der Wiederholung angeregt, das das Werden und Vergehen in der Natur in einem ständigen Kreislauf nachzeichnet.