Afrikabilder
Im Kraftfeld von Sonne und Zeit
1996 erlebte ich auf einer Studieneise nach Benin und Burkina Faso in Westafrika das pulsierende Leben der afrikanischen Großstadt. Die Farben und Reize afrikanischer Landschaften mit ihren Siedlungen und Dörfern, Lehmhütten, Moscheen, Baobab- Bäumen, Tieren und Pflanzen begleiteten uns auf den Fahrten durch die endlosen Weiten bis zum Pazifik.
Ganz eng beieinander sind Tanz, junges Lachen, Fruchtbarkeit, Eintracht und Familie, Handel und Geschäfte, aber auch Nacht, Krankheit und Sterben, Verzweiflung, Mystische Verwandlung, Verführung und Wahnsinn. Das Leben bot sich mir mit allen Facetten und Widersprüchen in unglaublicher Fülle dar.
Armut, mangelnde Schulbildung, unzureichende medizinische Versorgung, Dürre und Missernten auf dem Land stehen im Kontrast zu einer durch den kleinsten Funken Fröhlichkeit entfesselten Lebensfreude, dem Lachen und sich im Tanz entladender Ausdruckskraft. Die Dinge des Alltags sind einfach und funktional aber werden mit einem Gefühl für Farben und Formen zu kunstvollen Objekten. Die Kleider sind von einer Farbenpracht und Vielseitigkeit der Muster und Ornamente, selbst gestaltet und genäht. Auch beim Tragen gibt es die unglaublichsten Variationsmöglichkeiten. Die Gefäße aus Ton oder Holz in den Farben der afrikanischen Erden, in Rot, Ocker, Schwarz und Weiß finden sich wieder in der Bemalung und den Tonreliefs der Hütten und Höfe.
Alles harmoniert mit der Hautfarbe der Menschen, dem Strahlen ihrer Augen und in den anmutigen Bewegungen junger afrikanischer Mädchen und Frauen. In allen Szenen herrscht die Frau, die in Afrika eine besondere Bedeutung hat. Die Schönheit, Kraft und Anmut der afrikanischen Frauen sind für mich Sinnbild von Lebensbewältigung. Die Mutter, Ratgeberin, Bewahrerin, Tanzende, Wassertragende, Schwangere und Hure beherrschen meine Erinnerungen und Bilder.
Ich habe versucht, einer anderen Form des Menschseins Gestalt zu geben, das in einer gefährlichen Abhängigkeit von Staaten des Wohlstands und der Zivilisation existiert.
Die Möglichkeit das eigene Ich in einer fremden Kultur relativieren zu können, macht es möglich, das Elementare des Menschseins zu erfahren.